Rhein-Neckar-Zeitung
8.April 2013
Von Oliver Richter
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Starke
Frauen zwischen England und der Kurpfalz
Zum 400. Jubiläum der Fürstenhochzeit: Lili Fehrle-Burgers
Buch über die Frauen an beiden Höfen kam wieder als Neuauflage
heraus
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Zum 400-jährigen Hochzeitsjubiläum des Pfälzer Kurfürsten
Friedrich V. mit der englischen Königstochter Elisabeth Stuart bringt
der Kurpfälzische Verlag eine Neuauflage des Buches „Königliche
Frauenschicksale zwischen England und Kurpfalz" der 1991 verstorbenen
Literatur-, Kunst- und Kulturhistorikerin Dr. Lili Fehrle-Burger heraus.
Mit Heidelberg und der Kurpfalz eng verbunden, war sie über 50 Jahre
lang eine Persönlichkeit des kulturellen Lebens der Stadt. Diese
Beziehung zu Heidelberg und den dort lebenden Menschen spiegelt sich auch
in ihrem Buch wider, das die Geschichte der britisch-pfälzischen
Beziehungen anhand bedeutender Frauengestalten beleuchtet.
Bereits in der Einleitung
schafft Fehrle-Burger mit einer malerischen Land-schaftsbeschreibung und
der Darstellung der Geisteshaltung jener Zeit den atmo-sphärischen
Rahmen, in dem sich die Akteure und vor allem die Akteurinnen nachfolgend
bewegen. Im Hauptteil schlägt sie zunächst den historischen
Bogen zurück bis ins Hochmittelalter, wo mit der englischen Königstochter
Mathilda im 12. Jahrhundert die Geschichte der englisch-pfälzischen
Beziehungen beginnt. Bis zum Erscheinen der Hauptfigur Elisabeth Stuart.zu
Beginn des 17. Jahrhun-derts werden weitere bedeutende Frauen vorgestellt
und in ihrem Wesen und ihrer geschichtlichen Bedeutung analysiert.
Im Mittelpunkt des
Buches steht das Leben und Wirken von Elisabeth Stuart, einer Frau, bei
der die englisch-kurpfälzische Verbindung besonders deutlich wird.
FehrleBurger zeichnet ein facettenreiches Bild ihrer Hauptfigur, das die
spätere Winterkönigin, die von ihren Zeitgenossen oft mit Hohn
und Spott überschüttet wurde, in einem anderen Licht erscheinen
lässt. Bei ihr ent-steht das liebenswerte Bild einer charakterstarken,
vorwärtsgewandten und hochintelligenten Frau, die nicht nur die Ehefrau
des Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. war, sondern eine eigenständige,
starke Persönlichkeit. Die lebendige Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten
einer in der damaligen Zeit unüblichen Liebesheirat sowie des „triumphalen
Einzuges" in der Kurpfalz und der glücklichen Heidelberger Jahre
lässt die junge Kurfürstin zu einer sympathischen „Königin
der Herzen" werden. Gleichzeitig stellt Fehrle-Burger die Bedeutung,
die sie für die Entwicklung des Theaters im deutschen Sprachraum
hatte, heraus, waren doch William Shakespeare und der berühmte Architekt
und Bühnenbildner Inigo Jones, der bald darauf nach Heidelberg kommen
sollte, bei den Hochzeitsfeierlichkeiten in London anwesend. In diesem
Moment kehrt der höfische Glanz zurück an den Neckar, ohne dabei
Heidelbergs tragisches Schicksal im Dreißigjährigen Krieg und
das Leben im holländischen Exil außer Acht zu lassen. Doch
auch in dieser schmerzhaften Phase zeichnet Fehrle-Burger ein sehr persönliches
Bild einer starken, ungebrochenen und kämpferischen Frau und Mutter,
aber auch einer liebevollen Großmutter, die sich rührend um
ihre damals siebenjährige Enkeltochter Liselotte von der Pfalz, die
spätere Herzogin von Orleans, sorgte. Nicht minder spannend sind
die Geschichten der Kinder, insbesondere der Töchter der Winterkönigin,
von denen eine sogar zur Stammmutter des englischen Königshauses
werden sollte.
Neben dem politischen
Geschehen stellt die Autorin immer wieder kulturelle Bezüge her.
So zeigt sie die Bedeutung dieser großen Frauengestalten des 17.
Jahrhunderts nicht nur auf der Bühne der europäischen Politik,
sondern auch durch die Freundschaft zu den drei größten Philosophen
jener Zeit.
Seinen Ausklang
findet das Buch im Heidelberg des 19. Jahrhunderts, in dem die Stadt am
Ende der napoleonischen Ära für einen kurzen Moment welt-politische
Bedeutung erlangen sollte. Genauso wichtig ist Fehrle-Burger aber auch
das von Deutschen und Engländern gleichermaßen geliebte, sehnsuchtsvolle,
romantische Heidelberg, das sie in den zarten Farben William Turners entstehen
lässt. Dies bildet zum Abschluss die Kulisse für die Brautwerbung
des britischen Thronfolgers Prinz Eduard, des ältesten Sohnes der
berühmten Queen Victoria. Mit großer Einfühlsamkeit schildert
die Autorin das schicksalhafte Leben der jüngen Braut und späteren
britischen Königin, Alexandra von Dänemark.
Mit großem
historischem Sachverstand beleuchtet Fehrle-Burger die englisch-kurpfälzischen
Beziehungen aus dem besonderen Blickwinkel der Frauenschicksale, die das
Spiel auf der politischen Bühne oftmals hinter den Kulissen entscheidend
beeinflussten. Innerhalb des weit gespannten historischen Bogens können
sie alle als Mittlerinnen zwischen dem deutschen und dem englischen Geistesleben
gesehen werden - manche Opfer, manche romantisch verklärt, manche
aber auch bewusste und selbstsichere Gestalterinnen der deutsch-britischen
Beziehungen.
Zusammenfassend
bleibt festzuhalten, dass, wie Fehrle-Burger es beschreibt, vor allem
„der starke vielseitige Einfluss, den die englischen Königs-familien
der Tudors und der Stuarts seit der Renaissance auf das Schicksal der
Pfalz gewonnen haben, die Kulturgeschichte des Landes als ein lebendig
fortwirkender Strom durchzog, dessen schöpferische Antriebskraft
von Dichtem, Künstlern und Philosophen immer wieder von Neuem aufgespürt
wurde". Scheinbar plaudernd und doch präzise und wissenschaftlich
fundiert führt Fehrle-Burger ihre Leser auf 174 Seiten durch die
faszinierende Welt der königlichen Frauen zwischen England und der
Kurpfalz. |
STADTBLATT
Amtsanzeiger
der Stadt Heidelberg
10. Juli 2013
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Große
Frauen
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Pünktlich zu „The Wedding", dem 400.
Jubiläum der Hochzeit von Kurfürst Friedrich V. und Elisabeth
Stuart, hat der Kurpfälzische Verlag eine Neuauflage des Buches „Königliche
Frauenschicksale zwischen England und Kurpfalz" herausgebracht. Autorin
Lili Fehrle-Burger beleuchtet darin die Geschichte der Pfalz aus besonderer
Perspektive: Sie führt durch die Welt der königlichen Frauen
zwischen England und Kurpfalz, deren kultureller und politischer Einfluss
größer war, als es die Geschichtsschreibung erahnen lässt.
Im Mittelpunkt steht die englische Königstochter Elisabeth Stuart,
die das britische Schicksal mit dem kurpfälzischen verbindet (www.kurpfaelzischer-verlag.de).
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