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Pressespiegel

 

DIETRICH HARTH
Die Heidelberger Bücherverbrennung
des Jahres 1933

- Geschichte und Gedenken -

Heidelberger Perspektiven 1
Hrsg. von der Bürgerstiftung Heidelberg

2011

Kontakt:

Kurpfälzischer Verlag

Claudia Rink
Turnerstr. 141
D-69126 Heidelberg

Fon +49-(0)6221-314940

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Rhein-Neckar-Zeitung

Heidelberg
18.05.2011


Volksfeststimmung, als die Bücher brannten

Gestern vor 78 Jahren schlugen die Nazi-Studenten zu — Gedenkstein auf dem Uniplatz erinnert daran

Von Reinhard Lask

Am 17. Mai 1933 herrschte „Volksfeststimmung" auf dem Uniplatz. Hunderte national- sozialistisch gesonnener Studenten und andere Schaulustige hatten sich dort versammelt, um Bücher missliebiger Schriftsteller auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Seit Dienstag erinnert ein Gedenkstein an die dort vor 78 Jahre stattgefundene Bücherverbrennung. Die Bürgerstiftung Heidelberg und ein anonymer Spender haben die Konstruktion der fünf Tonnen schweren Granitplatte ermöglicht und die Kosten in Höhe von rund 8000 Euro getragen.

Rund ein Jahr dauerte es, bis Initiator Professor Dietrich Harth die Platte in Zusammenarbeit mit Stiftung, Stadt und dem Eppelheimer Bildhauer Günter Braun gestern nun ins Pflaster zwischen Neuer und Alter Universität einlassen konnten. Bei der Enthüllung des Gedenksteins waren neben Bürgermeister Wolfgang Erichson und Professor Jochen Tröger als Vertreter der Universität auch 112 ehemalige jüdische Bewohner Heidelbergs dabei. Selbst der Kulturausschuss des Gemeinderats hatte seine Sitzung unterbrochen, um dabei zu sein. „Wir bedanken uns besonders bei ehemaligen Mitbürgern der Stadt, dass sie heute hier sind und uns die Chance geben ihnen zu beweisen, dass das jüdische Leben in Heidelberg wieder lebendig ist", sagte Erichson in seinem Grußwort. „Vor 78 Jahren hatten Rektorat und Professoren die Verbrennungen nicht verhindert. Der Stein ist daher ein Mahnmal für die Zukunft", sagte Jochen Tröger als Vertreter der Universität. Der Stein solle alle Studenten daran erinnern, dass Menschen, die Bücher verbrennen, auch in Zukunft keinen Platz an der Universität haben sollen.

Abschließend zeichnete Harth den folgenschweren Abend nach, an dem die Werke etlicher Autoren in Flammen aufgingen und in den Jahren danach rund ein Drittel aller Universitätsdozenten aus ideologischen Gründen entlassen wurden. „Das Heidelberger Tagblatt" beschrieb die Stimmung am Tag danach als „pfälzische Ausgelassenheit", berichtet Harth.

Gustav Adolf Scheel, der Anführer des Nationalsozialistischen Studentenbundes, hatte seinerzeit die Verbrennungen als Protest der Studentenschaft „gegen den undeutschen Geist" gerechtfertigt. 78 Jahre später fordern nun an gleicher Stelle Gotthold Ephraim Lessings Worte: „Was einmal gedruckt ist, gehört der ganzen Welt. Niemand hat das Recht, es zu vertilgen."

 

Enthüllten gestern die Gedenktafel auf dem Uniplatz, die an die Bücherverbrennung 1933 erinnert: Günter Braun, Wolfgang Erichson und Dietrich Harth (von li). Foto:Kresin

Rhein-Neckar-Zeitung

Heidelberg
08.06.2011

Von Heide Seele
Als die Bücher brannten


Neue Heidelberger Buchreihe

Die Heidelberger Bürgerstiftung gibt die neue Buchreihe „Perspektiven" heraus. Die Schriften sollen in unregelmäßigen Abständen zu verschiedenen, von der Stiftung geförderten Projekten erscheinen. Den Auftakt bildet das Bändchen „Die Heidelberger Bücherverbrennung 1933", verfasst von Dietrich Harth, bis 2000 Professor für Literaturwissenschaft an der Ruperto Carola. Seit 2010 gehört er dem Vorstand der Bürgerstiftung Heidelberg an. Aktueller Anlass der Broschüre ist die kürzlich auf dem Universitätsplatz in den Boden eingefügte Gedenkplatte, die an die Bücherverbrennung erinnert.

Die schmale Schrift informiert über die damaligen Zustände in Deutschland, über die Vorbedingungen der Kampagne, die Situation von Buchhandel und Bibliotheken, das gespenstische Ritual auf dem Uniplatz und dessen penible Vorbereitungen, auch über die Hetze- reien in den Medien. So feiert der Artikel aus dem „Heidelberger Tageblatt" den barbarischen Akt als „prächtiges Schauspiel", während das „Neue Mannheimer Volksblatt" unverhohlen ironisch über ein örtliches Autodafe berichtet: „...man kann durch Feuer nur die Materie der Bücher vernichten, nicht aber ihren Geist..." Die pseudoreligiösen Rituale waren für manchen damaligen Volksgenossen wohl nicht zu durchschauen. Um- so besser, dass jetzt eine Tafel am Ort des unseligen Geschehens an das beschämende Ereignis erinnert und eine Publikation dessen Hintergründe beleuchtet.

Info: Dietrich Harth: „Die Heidelber-
ger Bücherverbrennung des Jahres
1933". Heidelberger Perspektiven 1,
Hrsg: Bürgerstiftung Heidelberg,
Kurpfälzischer Verlag. 41 Seiten, 4,90
Euro.